Sie sind Netzbetreiber und erhalten aktuell eine Flut von Anträgen zu Elektro-Anschlüssen für E-Autos? Dann sollten Sie sich bewusst sein, dass aufgrund fehlender Transparenz im Niederspannungsnetz die Gefahr von Über- oder Schieflast besteht. Wir greifen in diesem Beitrag das Thema Schieflast im Kontext von Elektromobilität auf und zeigen Ihnen, wie Sie das Problem der Schieflast vermeiden können.
Nationale Besonderheiten und wirtschaftliche Überlegungen in der Herstellung von Elektroautos
Autohersteller, die ihren Stammmarkt zum Beispiel in Amerika oder China haben, verbauen oft Ladegeräte in den Fahrzeugen, die nur einphasiges Laden ermöglichen. Der Grund: einphasige Stromnetze sind dort in Wohn- und Geschäftshäusern die Regel. Deshalb sparen sich die Hersteller aus Kostengründen meist den dreiphasigen Lader in den Fahrzeugen.
In Mitteleuropa jedoch sind die Haushalte und viele Industriebetriebe an ein dreiphasiges Stromnetz angeschlossen.
Da es dafür noch keine Sekundarlösungen gibt, hat das ungünstige Auswirkungen auf die Ladezeit und Netzbelastung von Elektroautos in dreiphasigen Netzen mit Neutralleiter (N).
Wichtig hierbei: Nicht die Wall-Box bestimmt die Ladung, sondern das Fahrzeug mit seinem verbauten Ladegerät.
Wie entsteht Schieflast?
Symmetrische Belastung
Von einer optimalen, symmetrischen Belastung des Stromnetzes sprechen wir, wenn die Phasen des Drehstromnetzes gleich belastet sind.
In allen drei Außenleitern fließt dann derselbe Strom (z. B. L1, L2, L3 = 10 A, N= 0A).
Bei der absoluten symmetrischen Belastung eines Vierleiter-Netzes ist der Strom im Neutralleiter 0 Ampere.
Asymmetrische Belastung oder Schieflast
Kommt es dagegen beispielsweise durch den übermäßigen Zubau von einphasigen Verbrauchern dazu, dass auf einem Außenleiter mehr Verbraucher angeschlossen sind als auf einem der anderen zwei, führt das dazu, dass in einem Außenleiter mehr Strom fließt als bei einem der anderen beiden (z. B. L1= 10A; L2=10A; L3=20A).
In diesem Fall sprechen wir von einer unsymmetrischen Belastung des Netzes oder von einer Schieflast.
Bei einer unsymmetrischen Belastung ist der Neutralleiter nicht stromlos. Das kann zu Überlastung, schwerwiegenden Störungen und Beschädigungen im Netz sowie von Verbrauchern führen.
Schieflast im Kontext der Elektromobilität
- Vermeidung von Ausfällen im Netz durch Überlastung eines Außenleiters oder des Neutralleiters.
- Genehmigung und Installation von neuen Wall-Boxen, um Schieflast zu vermeiden, zum Beispiel durch gezielte Information des Installateurs darüber, welche Phase noch Kapazität hat.
Schieflastverordnung zur Vermeidung von Schieflast
Die Schieflastverordnungen oder Schieflastvorschriften sind von Land zu Land unterschiedlich. Die maximalen einphasigen Belastungen des Netzes werden in den technischen Anschlussbedingungen (TAB) des Netzbetreibers festgeschrieben.
Alle gemeinsam verfolgen jedoch das Ziel, Schieflast zu vermeiden, um Netzstörungen, Bauteilbeschädigungen und im Extremfall Stromausfälle zu verhindern.
Aktuelle Grenzen für Schieflast in Deutschland
In Deutschland beträgt die maximale einphasige Belastung in der Regel 4,6 kW. Damit soll eine gleichmäßige Last-Verteilung auf der Phase erreicht werden.
Das Problem dieser Betrachtungsweise
Diese Betrachtungsweise ist aber statisch und gibt nicht den Istzustand des Stromnetzes im zeitlichen Verlauf wieder, zum Beispiel tagsüber oder nachts.
Die „statische“ Betrachtung der Außenleiter-Belastung in der Netzplanung ist damit eher ein theoretischer Wert.
Doch wie sind die einzelnen Außenleiter im Kabel wirklich belastet und gibt es vielleicht dynamische Effekte, die bei der Genehmigung oder Installation von Wallboxen zu beachten sind?
Dieses Wissen wird immer wichtiger, wenn es darum geht, die steigende Anzahl von Netzanfragen zu beantworten.
So können Sie Schieflasten vermeiden
Um Transparenz in der Niederspannung zu schaffen und Schieflasten zu vermeiden, empfiehlt sich der Einsatz von Messsystemen. Sie helfen dabei, die Ist-Situation zu ermitteln.
Möglichkeiten der Messung
Mobile Messung
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Pro: Messtechnik kann an unterschiedlichen Orten kurzfristig eingesetzt werden.
-
Contra: Werte nur in einem begrenztem Zeitfenster. Werte müssen manuell bearbeitet und interpretiert werden.
Stationäre Messsysteme mit Datenübertragung
- Pro: Alle Messpunkte dauerhaft im Blick, einfache Interpretation von Daten.
- Contra: Umfangreiche Projektierung, sofern der Hersteller kein Komplettpaket liefert.
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